Donald Ray Pollock | DAS HANDWERK DES TEUFELS

USA 2011 | 303 Seiten
OT: »The Devil All The Time«
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Verlagsbuchhandlung Liebeskind
978-3-3-935890-85-4

An einem trüben Vormittag gegen Ende eines nassen Oktobers eilte Arvin Eugene Russell seinem Vater Willard am Rand einer Weide hinterher, von der aus man eine lange und felsige Senke namens Knockenstiff im südlichen Ohio überblicken konnte. (Seite 5)

»Vorsicht: Ganz harter Tobak«, meinte mein Freund, als er mir diesen Roman in die Hand drückte. Und er hatte damit nicht übertrieben, wie ich spätestens nach hundert Seiten merkte. Was Daniel Ray Pollock (*1954) in DAS HANDWERK DES TEUFELS in Romanform gießt, ist eine stinkende Brühe moralischer Verwerfungen und brutaler Morde, gewürzt mit elendiger Hoffnungslosigkeit in einer Zeit, in der ein Menschenleben keinen Penny Wert zu sein scheint.

In dieser Welt wächst Arvin auf. Zwischen einfältigen Landeiern, pädophilen Geistlichen und korrupten Dorfsheriffs versucht er, ein ehrbares Leben zu führen. Doch die Wirklichkeit lässt ihn immer mehr daran zweifeln, auf diesem tristen Fleckchen Erde irgendwie noch glücklich zu werden. In jungen Jahren starb seine Mutter elendig an Krebs, woraufhin sein Vater sich das Leben nahm. Nun wohnt er als Waise bei seiner Großmutter, wo er sich größtenteils um seine Ziehschwester Lenora kümmert.

Zur gleichen Zeit macht das berüchtigte Mörderpärchen Carl und Sandy Jagd auf ihre Opfer. Ihr Vorgehen ist dabei immer gleich: Sie nehmen einen Anhalter mit, fahren mit ihm an entlegenste Stellen und Sandy verführt den Ahnungslosen – nie gibt es einen, der sich dagegen wehrt –, während Carl Fotos schießt. Ist der Akt beendet, bringt Carl den Mann um, das Fotoshooting aber geht mit der Leiche weiter.


Okay, das ist nun wirklich kranker Scheiß! Aber es geht in diesem Buch nicht um die Aneinanderreihung brutaler Geschmacklosigkeiten. Was den Roman eigentlich lesenswert macht, ist, wie Pollock es schafft, alle Beteiligten miteinander in Beziehung zu setzen. Durch geschickte Wendungen in den Lebensläufen der armen Säue hat jeder mit jedem irgendwie zu tun. (Ich schreibe mir bei vielen Romanen Stichpunkte zur Handlung und den Charakteren mit; bei diesem Buch ist das Personenverzeichnis ein dichtes Geflecht aus Strichen und Pfeilen.)

Pollocks Schreibstil ist kalt und fernab von jedem Witz, was sehr gut zu den Figuren, der Geschichte und der Zeit passt, in der sie spielt. Das ländliche Ohio der Fünfziger und Sechziger muss ein trostloser Ort gewesen sein, und auch wenn Pollock nur auf die dunkle Seite zeigt – und somit natürlich ein paar Klischees bedient –, kauft man ihm sein Sittengemälde leichter ab, als es einem lieb sein sollte.


51SYFALNsaLDAS HANDWERK DES TEUFELS erschien bei der Verlagsbuchhandlung Liebeskind. Alle weiteren Informationen findet Ihr auf der Verlagsseite. Und noch eine kleine Bitte: Kauft Bücher in Euren Buchhandlungen vor Ort. Die Online-Riesen sind schon satt genug und Eure Innenstädte werden es Euch danken.

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