Patrick van Odijk | DER FALSCHE VERMEER

D 2024 | 520 Seiten | 26 Euro
Pendragon Verlag
ISBN: 978-3-86532-864-9

Jan van Aelst hatte sich Schuhe und Socken ausgezogen.

(Seite 9)

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs stand ein gewisser Han van Meegeren in den Niederlanden vor Gericht. Die Anklage: Feindbegünstigung. Der Maler soll Obernazi Hermann Göring während der NS-Besatzungszeit ein Gemälde von Jan Vermeer verkauft haben, ein unethischer Handel. Doch es stellte sich heraus, dass das Bild gefälscht war, van Meegeren den Nazis also ordentlich eins ausgewischt hatte. Diesen Fälscherskandal nutzt Patrick van Odijk als Grundlage für seinen Kunstkrimi DER FALSCHE VERMEER.

Van Odijk scheint sich für die Recherche zu diesem Roman tief in die Materie des Falles gebuddelt zu haben; alles, was ich im Netz dazu finden konnte, passte sehr gut zum Erzählten. Allerdings steht bei ihm nicht der Kunstfälscher – der hier Jan van Aelst heißt – im Mittelpunkt des Geschehens, sondern die junge und taffe Reporterin Meg van Hettema, die den Nazi-Handel für eine kleine Untergrundzeitung ans Licht bringt und somit einen der größten niederländischen Skandale der Nachkriegszeit auslöst.

Neben den Handlungssträngen in der Kunstszene und der Zeitungsbranche legt van Odijk großen Wert auf die zeitliche Atmosphäre. Es geht viel darum, wie sich die Amsterdamer Bevölkerung vom Würgegriff des NS-Regimes erholt und langsam aufarbeitet, wer in den letzten Jahren korrekt gehandelt und wer dagegen seine Fahne in den politischen Wind gehalten hat. Das macht den Roman nicht nur zu einem Krimi, sondern bietet ganz nebenbei auch den Blick auf den sozialen Querschnitt jener Zeit.


Mit der Lektüre dieses Romans habe ich mich mal wieder aus meiner Komfortzone herausgewagt, denn klassische Kriminalromane sind nicht so mein Ding. Und auch hier sprang der Funke der Begeisterung nicht so recht über. DER FALSCHE VERMEER ist komplex und auf eine gewisse Art auch spannend – im Sinne von: Ich will wissen, wie alles ausgeht –, aber van Odijks Art, seine Geschichte zu erzählen, empfand ich als gähnend langatmig.

Van Odijk macht genau das, was ich bei der herkömmlichen Krimiliteratur ständig bemängele: Alles ist auf die Mitteilung von Informationen ausgelegt. Der Roman besteht zum größten Teil aus ellenlangen Dialogen, die nur dazu da sind, uns Lesenden alles bis aufs kleinste Bröckchen vorzukauen. Aber so funktionieren Gespräche nicht, dadurch wirken sie einfach nur unecht, steif und konstruiert. Das erinnert mich immer an die Schlusskapitel bei Serien wie den Drei Fragezeichen oder Scooby-Doo, in denen der Bösewicht endlich gestellt wird und den schlauen Detektiven zähneknirschend beichtet, was er denn für einen sinistren Plan im Sinn hatte.

Wie gesagt: Die Geschichte selbst ist erzählenswert und auch der Blick auf die damalige Gesellschaft sehr interessant. Nur hätte der Autor dem alten Hemingway-Leitsatz »Show, don’t tell!« folgen sollen, dann wäre der Roman vielleicht auch nicht so unnötig lang geworden. Für mich reicht’s jetzt mal wieder mit dem Krimi-Genre für eine Weile – ist echt nicht so meine Welt.


DER FALSCHE VERMEER erschien im Pendragon Verlag, dem ich herzlichst für das Rezensionsexemplar danke. Mit einem Klick auf das Coverbild gelangt Ihr zur Verlagsseite, wo Ihr Informationen über Buch und Autor, sowie eine Leseprobe findet.

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