Colum McCann | DIE GROSSE WELT

USA 2009 | 540 Seiten

INHALT: Jetzt weiß ich Bescheid: Die Welt ist groß, der Mensch ist klein, die Bronx ist dreckig und das Leben ist ungerecht. DIE GROSSE WELT ist ein Episodenroman, der die Geschichten von einem Dutzend Menschen erzählt, deren Wege sich im August 1974 schneiden. (Fast) alle Figuren bekommen ihr eigenes Kapitel, in dem sie in der Ich-Form schreiben, wie sie diese Tage erlebt haben. Und zwar auf ganz unterschiedlichem Niveau: Eine Nutte aus der Bronx schreibt anders als eine wohlhabende Frau aus der Upper East Side, und diese wiederum anders als eine Einwanderin aus Guatemala. Das Ereignis, das alle Charaktere miteinander verbindet, ist der Seiltanz Phillipe Petits von einem Dach des gerade erst fertiggestellten World Trade Centers zum anderen.

Die Hauptfigur (wenn es denn eine solche gibt) ist John Corrigan, ein irischer Einwanderer, der sich der Nächstenliebe verschrieben hat. Er zieht in jungen Jahren in die dunkelste Ecke von New York City und lebt als Samariter zwischen Huren und Fixern, Kranken und Siechen. Der Leser lernt seine Familie, seine Freunde, seine Feinde kennen, wobei die direkten Verbindungen zu ihm immer dünner werden. Das letzte Kapitel spielt gut dreißig Jahre später, und erst aus dieser zeitlichen Entfernung werden manche Knoten erkennbar.

FAZIT: Ein gelungenes Buch mit gutem Tempo und feingeschliffenen Figuren. Auch wenn der Roman vordergründig eine sehr negative Grundstimmung verbreitet, blitzen hier und da Sätze von vollkommener Poesie auf, wunderschöne Szenen voller Liebe und Hoffnung. Am Ende waren mir manche Verbindungen zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Insgesamt vergebe ich sehr gute vier Sterne.

Hinterlasse einen Kommentar