D 2016 | 147 Seiten
Suhrkamp Verlag
ISBN: 978-3-518-42547-3
Der Kreis hat keinen Anfang und kein Ende, kein Vorne und kein Hinten, und wenn man ihn als Band zur Möbiusschleife bindet, auch kein Innen und kein Außen. (Seite 9)
Der fünfte Teil der Ortsumgehung (Aber sagt man beim Straßenbau statt Teil nicht besser Abschnitt?) führt uns durch Maiers Schulzeit. Vier Begebenheiten hat der Autor aus seinem Fundus an Erinnerungen ausgewählt, um sie mit gebührendem Abstand von mehreren Jahrzehnten noch einmal genauestens unter die Lupe zu nehmen.
Die einzelnen Kapitel – benannt nach den Stufen des schulischen Werdegangs: Grundschule, Unter-, Mittel- und Oberstufe –, behandeln jeweils ein Thema, dessen sich Maier annimmt. Das Arbeits- und Studierzimmer der Mutter zum Beispiel, mit den geheimnisvollen Büchern, dessen Titel nicht mit Wörtern geizen, die auf »-logien« und »-ismen« enden; ihre Korrespondenz mit und die aufreibenden Besuche bei Fritz Usinger, dem frühen Büchner-Preisträger, der in einer kafkaesk Burg über der Stadt wohnt und auf die Sterblichen hinabblicken kann.
Oder das erste Rockkonzert im zarten Alter von dreizehn Jahren, das sich schmerzhaft und unvergesslich in die Gehörgänge Maiers eingegraben haben muss. Selten habe ich einen so passenden Text über ein Thema gelesen, von dem ich behaupte, einiges zu verstehen. (Mein erstes, offiziell als großes geltende Konzert – nach unzähligen Mini-Live-Acts in kleineren Clubs – war THE OFFSPRING 1995 in Berlin. Bis auf das Jahr, die Stadt und die Band, die Maier bei sich übrigens namenlos lässt, sind es exakt meine Eindrücke, die er hier niederschreibt. Allein für dieses Kapitel lohnt sich das ganze Buch.)
Auch die Theateraufführung an seiner Schule – mit jungen Darstellern wie Thomas Heinze und Mathias Herrmann, die sich später auch wirklich als Schauspieler einen Namen machten – ist unterhaltsam und, mit dem für Maier typisch sezierenden Blick, authentisch. Einzig das letzte Kapitel, in dem er einige Episoden nur noch anreißt, um stilistisch den Bogen, oder: den Kreis, zu schließen, wirkt irgendwie unvollständig und abgebrochen. Ein kleiner Wermutstropfen in einem ansonsten großartigen Roman.
DER KREIS erschien im Suhrkamp Verlag; alle weiteren Informationen findet Ihr hier. Eine ebenfalls wohlwollende Rezension lest Ihr auf Marina Büttners Blog Literaturleuchtet. Und noch eine kleine Bitte: Kauft Bücher in Euren Buchhandlungen vor Ort. Die Online-Riesen sind schon satt genug und Eure Innenstädte werden es Euch danken.
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