D 1951 | 252 Seiten
INHALT: Thomas Manns vorletzter Roman DER ERWÄHLTE spielt im Mittelalter und handelt von den seltsamen Lebens- und Leidenswegen des Titelhelden Gregorius. In Sünde gezeugt (seine Eltern waren Geschwister – Pfui!), wird er als Säugling auf dem Meer ausgesetzt und von einem Inselfischer gefunden. Seine Kindheit und Jugend verbringt er in einer Pflegefamilie, die er für seine eigene hält, und unter den Fittichen des ansässigen Abtes, der ihn nach siebzehn Jahren über seine Herkunft aufklärt. Völlig irritiert und entrüstet macht sich Gregorius auf, seine Eltern zu finden. In seiner Heimatstadt Brügge verliebt er sich in die dortige verwitwete Herzogin, nimmt sie zur Frau und zeugt zwei Töchter. Doch die Herzogin (wie soll es anders sein?) ist seine Mutter – Doppelpfui! Als die beiden ihre Sünde erkennen, fliehen sie in extreme Buße: Die Mutter/Gattin/Tante geht in die Ferne und pflegt Kranke; der Sohn/Gatte/Neffe lässt sich auf einer winzigen, kahlen Insel anketten und verharrt in absoluter Einsamkeit weitere siebzehn Jahre lang. Dort verkommt er zu einer Art Gollum.
In Rom stirbt zu dieser Zeit der Papst und ein neuer kann wegen üblen Streitigkeiten nicht gefunden werden. Da erscheint zwei Geistlichen unabhängig voneinander die Stimme Gottes, die ihnen sagt, wo der nächste Papst zu suchen sei. Sie machen sich auf und finden in Gregorius den Erwählten. Sie päppeln ihn auf, bringen in nach Rom und verfrachten ihn auf den Heiligen Stuhl. Nach vielen Jahren seiner mildtätigen Regentschaft bittet eine alte Frau um eine Audienz. Es ist (Ihr ahnt es schon) seine Mutter oder Ex-Frau … wie auch immer. Sie beichtet ihm ihr sündiges Leben und weil er jetzt ja sozusagen den heißesten Draht zum Oberboss hat, spricht er sie frei, und sich selbst gleich mit, und seine Töchter auch noch, und – Halleluja! – alle leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
FAZIT: Der Roman ist in einem märchenhaft-mittelalterlichen Stil geschrieben, was ich zur Geschichte passend aber furchtbar anstrengend fand. Es gibt sehr poetische Szenen (die Bußzeit auf dem Felsen im See etwa, oder die Prophezeiung des neuen Papstes), aber manche Absätze waren einfach viel zu überladen. Story minus Stil = drei Sterne.
[…] dieses peinliche Geschreibsel an… oder diesen rhetorischen Unfall… und warum hat mich hier niemand wegen Majestätsbeleidigung verklagt? Und dann noch diese furchtbare […]
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