Romantrilogie | 605 Seiten | bestehend aus:
WARTE BIS ZUM FRÜHLING, BANDINI
USA 1938 | 227 Seiten
OT: »Wait until Spring, Bandini«
FRAG DEN STAUB
USA 1939 | 214 Seiten
OT: »Ask the Dust«
WARTEN AUF WUNDER
USA 1982 | 160 Seiten
OT: »Dreams from Bunker Hill«
Mit einem Vorwort von Charles Bukowski
Aus dem Amerikanischen von Alex Capus
Blumenbar
ISBN: 978-3-351-05055-9
Er stapfte durch den tiefen Schnee, und jeder Schritt war ein Tritt gegen den verhassten Schnee. (Seite 15)
Im ersten der drei Romane in diesem Band – WARTE BIS ZUM FRÜHLING, BANDINI – lernen wir den jungen Arturo kennen, Sohn italienischer Einwanderer, in einer kleinen, kalten Stadt am Fuße der Rocky Mountains. Seine Eltern schlagen sich nur mit Mühe durch die harten Zeiten Anfang des 20. Jahrhunderts. Es ist nicht leicht, drei Jungs durchzufüttern, Geld zu verdienen und dabei auch noch tugendhaft zu bleiben. Besonders für Vater Svevo, der große Schwächen für Spiel, Suff und Sex hat.
Arturo, der älteste der drei Brüder, ist ein Hitzkopf, der jederzeit seinen Impulsen folgt und sich auf diese Weise regelmäßig Ärger einhandelt. Für ihn gibt es nur hopp oder topp, ganz oder gar nicht, alle Emotionen bei ihm sind ständig bis zum Maximum hochgepegelt. Hinzu kommt eine äußerst ungesunde Egozentrik und Selbstüberschätzung und so ist es nicht verwunderlich, dass er mit der halben Stadt – inklusive seiner Brüder – auf Kriegsfuß steht.
Eines Abends saß ich auf dem Bett in meinem Hotelzimmer in Bunker Hill, mitten in Los Angeles. (Seite 231)
FRAG DEN STAUB: Arturo ist erwachsen und hat seiner Heimat Colorado den Rücken gekehrt. In Los Angeles versucht er einen Neustart als Schriftsteller, will Ruhm genießen und schöne Frauen erobern. Doch das Glück ist ihm auch hier nicht immer treu und sein Hochmut verbaut ihm immer wieder die großen Chancen. Als er sich in Camilla verliebt, eine mexikanische Kellnerin, beginnt das Leid erst richtig, denn Camilla liebt einen anderen, ist drogenabhängig und das emotionale Chaos in Arturos wildem Herzen bringt ihn an den Rand der Verzweiflung.
(In der zeitlichen Folge fehlt zwischen WARTE BIS ZUM FRÜHLING, BANDINI und FRAG DEN STAUB in diesem Band der Roman DER WEG NACH LOS ANGELES, der beim Verlag Blumenbar bereits Ende 2017 in der gleichen Reihe als Einzelband erschien. Ich finde es schade, dass nicht entweder alle Romane einzeln oder komplett in einem Band veröffentlicht wurden. Das war wohl eine Sache der Kosten und der Nachfrage; so ein 850-Seiten-Buch muss man ja auch erst mal aus den Läden bekommen. Vier Einzelbände hätten mir am ehesten zugesagt, zumal die Übersetzungen von Alex Capus dem Verlag schon seit einigen Jahren vorlagen und auch schon als E-Book angeboten wurden. Aber das nur am Rande.)
Mein erster Zusammenstoß mit dem Ruhm war nicht besonders aufregend (Seite 449)
In WARTEN AUF WUNDER, dem letzten zu Lebzeiten Fantes veröffentlichten Roman, klappt es endlich mit Bandinis Erfolg. Mittlerweile arbeitet er als Kellner, als eine seiner Geschichten in einer Zeitung veröffentlicht wird, was ihm die Tür zur Upper Class öffnet. Neue Jobs, viele Frauen, Ruhm, Partys, Glamour – doch auch ein solches Leben muss aufrecht gehalten werden. Als Bandini das Geld ausgeht und er kurzzeitig zurück zu seinen Eltern zieht, wird er noch einmal mit seiner Herkunft konfrontiert, eine Reise, die ihm die nötige Motivation gibt, es nochmals in L.A. zu versuchen. Denn eines ist klar: Arturo Bandini wird niemals aufgeben.
Erstaunlich an der Enstehungsgeschichte dieses Romans ist, dass John Fante ihn in einem quälend langen Prozess seiner Frau Joyce diktierte. Fante war Jahrzehnte lang schwer zuckerkrank, in seinen letzten Jahren erblindet und ihm waren beide Beine amputiert worden. In diesem Zustand die Energie, den enormen Willen aufzubringen, ein solches Buch zu schreiben, ist ein Akt nahezu unmenschlicher Stärke – genau diese Kraft ist es, die Fante seinem Bandini eingehaucht hat.
Mit Arturo Bandini hat John Fante (1909-1983) eine Figur geschaffen, die aus der amerikanischen Literatur nicht mehr wegzudenken ist. Auch wenn Fante noch andere bemerkenswerte Figuren ins Leben gerufen hat – Dom Molise zum Beispiel –, Bandini ist und bleibt sein Lebenswerk und Alter Ego, der Charakter, der am Anfang und am Ende seines schriftstellerischen Lebens stand.
Wenn Ihr also einen authentischen american classic (wieder-)entdecken wollt, wenn Ihr Fans von Bukowski und Steinbeck seid und eine Schwäche für die Loser ihrer Zeit habt, greift bei Fante unbedingt zu.
DIE BANDINI-TRILOGIE erschien in der Classics-Reihe bei der Blumenbar, der ich herzlichst für das Rezensionsexemplar danke. Alle Informationen über Buch und Autor, sowie eine Leseprobe findet Ihr hier.
Und noch eine kleine Bitte: Kauft Bücher in Euren Buchhandlungen vor Ort. Die Online-Riesen sind schon satt genug und Eure Innenstädte werden es Euch danken.