Charles Bukowski | HOLLYWOOD

USA 1989 | 248 Seiten
OT: »Hollywood«
Deutscher Taschenbuchverlag
ISBN: 978-3-423-12390-7

Ich wohnte in einer billigen Bude am Carlton Way, in der Nähe der Western Avenue. Mein sechzigster Geburtstag lag schon eine Weile zurück, und ich versuchte noch immer, als Schriftsteller so professionell zu werde, daß ich allein von der Schreibmaschine leben konnte. (S.7)

INHALT: Der alternde Schriftsteller Henry Chinaski bekommt den Auftrag für Regisseur Jon Pinchot ein Drehbuch zu schreiben. Chinaski hasst Hollywood: diese ganzen windigen Typen, die selbstverliebten Stars, die reichen und fetten Produzenten. Aber er sagt zu, immerhin winken jede Menge Dollars und Freibier ohne Ende. Mit Ach und Krach liefert er das Buch (eine Säufergeschichte aus seiner eigenen Jugendzeit) und der Film bekommt grünes Licht. Die Dreharbeiten drohen jedoch, zu einem riesigen Debakel zu werden. Ständig gibt es Unterbrechungen, Gelder werden gestrichen, Produktionsfirmen gewechselt, Anwälte, Erpressungen, das ganze Programm. Immer wieder steht der Film kurz vor dem Aus, bis es dann doch noch zur Premiere kommt. Chinaski torkelt in all dem Treiben wie ein Verirrter umher, wird hierhin und dorthin geweht, und bleibt doch als einziger auf dem Boden.

Wir wurden einander vorgestellt, und dann standen wir da, als wären wir zu keinem Gedanken mehr fähig und wüßten nicht, was wir hier sollten. Ich fand es ganz angenehm. Hm, dachte ich, mir soll’s recht sein. Im Rumstehen nehme ichs mit jedem auf. (S.51)

FORM: Da ist er wieder, der gute alte Buk mit seiner Säuferpoesie. Die Sätze knapp und klar, authentisch und unprätentiös. Man muss ihn einfach lieben. HOLLYWOOD ist ein Schlüsselroman – es ist die Geschichte der Dreharbeiten zu BARFLY (1987) von Barbet Schroeder mit Mickey Rourke und Faye Dunaway in den Hauptrollen. Allerdings ist der Schlüssel aus Glas; die meisten Namen sind so wenig verfälscht, dass es nicht weiter schwierig ist, zu erahnen, wer gemeint ist. Tom Pell und Ramona sind Sean Penn und Madonna, und bei Namen wie Wenner Zergog und Tab Jones musste ich schon fast lachen. Überhaupt ist der feine Sarkasmus zwischen den Zeilen mal wieder herrlich.

»Jon, ich hab mir einen BMW gekauft.«
»Was??«
»Ja, vorgestern. Mein Steuerberater meint, ich kann ihn absetzen.«
»Von der Steuer absetzen? Das halte ich nicht für möglich…«
»Sagt er aber. Er sagt in Amerika mußt du dein Geld anlegen, sonst nehmen sie dirs weg. Meins können sie mir jetzt nicht mehr nehmen. Ich habs nicht mehr.« (S.89)

FAZIT: Es war mir wie immer ein Fest. Ab und zu tut ein kräftiger Schluck Bukowski ganz gut, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen und zu erfahren: So wichtig und ernst ist das alles gar nicht! 5 Sterne.

»Und? Was jetzt?«
[…] »…ich schreib ’n Roman darüber, wie es zu dem Drehbuch und dem Film kam.«
»Sicher. Ich schätze, das kannst du machen.«
»Glaub ich auch, daß ich das kann.«
»Und wie willst du ihn nennen?«
»Hollywood.«
»Hollywood?«
»Ja…«
Und das ist er. (S.248)

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