C. K. McDonnell | THE STRANGER TIMES

(Die folgende „Rezension“ ist für Desktop-Monitore optimiert.)

UK 2021 | 464 Seiten
OT: »The Stranger Times«
Aus dem Englischen von André Mumot
Eichborn Verlag
ISBN: 978-3-8479-0090-0

Die beiden Männer standen auf dem Dach und beobachteten, wie sich die Stadt im Schlaf hin und her wälzte.

(Seite 7)

THE BOOKSTER HERALD

– Nachrichten aus der Welt der Bücher –


Startschuss für neue Krimi-Reihe

Köln: Laut Angaben der Deutschen Nationalbibliothek hat der in Köln ansässige und dem Lübbe-Konzern angehörige Verlag Eichborn bereits im letzten Jahr den Roman THE STRANGER TIMES für den deutschsprachigen Markt veröffentlicht. Hierbei soll es sich um eine Übersetzung des gleichnamigen Werkes von C.K. McDonnell handeln, einem irischen Comedian, der sich in den letzten Jahren im britischen Fernsehen als TV-Autor für diverse Shows einen Namen machen konnte. In dem Roman geht es um die

chaotische Redaktion einer englischen Wochenzeitung, die sich auf okkulte und paranormale Vorkommnisse spezialisiert hat. Gerüchten zufolge soll es sich bei THE STRANGER TIMES um den Auftakt einer humoristischen Krimi-Reihe handeln, die im kommenden Herbst bereits fortgesetzt werden soll. In einer Pressemitteilung des Verlages, die der Veröffentlichung vorausgegangen war, wurde bekanntgegeben, dass sich der 1979 geborene André Mumot für die Übersetzung verantwortlich zeigt.


Seltsame Zeiten in England

Manchester: Derzeit kommt es vermehrt zu Sichtungen einer monströsen Gestalt, die des Nachts durch die Innenstadt von Manchester zieht. Zeugenaussagen zufolge soll es sich um ein etwa drei Meter großes, haariges Wesen handeln, dass scheinbar wahllos und mit aggressiver Gewalt Menschen angreift. Die Polizei bittet um Hinweise, die zur Ergreifung des Ungetüms führen können, warnt aber gleichfalls davor, sich diesem zu nähern. »Wir sind für jede Mithilfe dankbar, um das Leben der Menschen in dieser hässlichen Stadt zu schützen und weitere Opfer zu vermeiden«, so der leitende Detective Inspector Tom Sturgess.
Auffallend ist, dass sich seit den Monster-Sichtungen gleich mehrere Menschen unabhängig voneinander vom Dach des 42-stöckigen und im Zentrum der Metropole gelegenen Dennard-Towers in den Tod stürzten. Die Polizei kann sich darauf keinen Reim machen, schließt aber eine Verbindung zu den monströsen Vorkommnissen nicht aus.

Das einzige journalistische Medium, das ständig über solcherlei Vorfälle berichtet, ist die Wochenzeitung THE STRANGER TIMES, eine Publikation für Leute, die an UFOs und Märchenwesen glauben und ernsthaft davon überzeugt sind, in einem früheren Leben Kleopatra gewesen zu sein. Bei der seriösen Konkurrenz als albernes Schundblatt verschrien und der Polizei wegen aufwieglerischer Berichterstattung ein Dorn im Auge, fristete die STRANGER TIMES ihr Dasein bisher im Schatten. Durch die jüngsten Entwicklungen jedoch steht das Blatt im Fokus der Leserschaft und wurde von den Behörden sogar um Mithilfe gebeten – eine eher ungewohnte Position für das kleine Redaktionsteam und den exzentrischen Herausgeber Vincent Banecroft, der Gerüchten zufolge ein cholerischer Egomane sein soll und Gerüchen zufolge sehr viel Alkohol trinkt.
Wir halten Sie bezüglich der Vorgänge in Manchester weiter auf dem Laufenden.


Ruhestörer dingfest gemacht

Rostock: In der Hansestadt an der Ostsee wurden in den letzten Tagen und Nächten Einwohner des Stadtteils Kassebohm immer wieder massiv durch lautes Gelächter in ihrem Alltag und bei der Nachtruhe gestört. Nachdem bei der Polizei mehrere bitterböse Notrufe eingegangen waren, wurde schließlich ein 43-jähriger Mann als Übeltäter entlarvt und festgenommen. Es handelt sich hierbei um den Literaturblogger Stefan Härtel. Unbestätigten Aussagen zufolge soll der zweifache Familienvater bei seiner Verhaftung ein zerfleddertes Exemplar des Romans THE STRANGER TIMES bei sich getragen haben, mit dem er wild um sich schlug und die Beamten auf Distanz hielt. Auf die Aufforderung der Polizei, das Buch fallen zu lassen, soll er schrill lachend entgegnet haben: »Ihr bekommt es nur aus meinen kalten, toten Händen!« Die Nachbarschaft zeigte sich nach dem Abtransport erleichtert. »Endlich ist der Spinner weg. Der Vogel hat uns schon seit Tagen genervt. Nicht mehr lange und ich hätte das selbst geregelt. Sie wissen schon…«, so ein Nachbar, der hier namentlich nicht genannt werden will. Eine andere Nachbarin zeigt sich dagegen mitleidig: »Der arme Mann. Herr Härtel war immer ein ruhiges und freundliches Mitglied unseres Viertels. Es war traurig mit anzusehen, wie ihn dieses Buch nach und nach in den Wahnsinn trieb.«

Unsere Reporterin Anneke Dote konnte zwischen Polizeiwagen und Untersuchungshaft ein paar Worte mit dem Ruhestörer wechseln. Auf die Frage, warum er denn seit so langer Zeit ununterbrochen lauthals lache, antwortete der dreifache Finalist für den Buchblog-Award mit noch immer vertränten Augen: »Das Buch ist einfach wahnsinnig witzig und völlig abgefahren. Ich habe noch nie einen Roman gelesen, der in einem einzigen Rundumschlag so viele Themen durch den Kakao zieht. Die Regenbogenpresse, den Esoterik-Kult, Fake-News, Fantasy – es ist von allem etwas dabei.« Die Antwort auf die Frage, ob er den Roman auch Menschen empfehlen würde, die wirklich an Übernatürliches glauben, blieb Härtel uns schuldig, da er erneut von einem Lachanfall ergriffen wurde.
Wie es mit dem Hobby-Kritiker nun weitergeht, wird ein Gerichtsverfahren klären. Härtel muss sich wegen Ruhestörung in mehreren Fällen verantworten; des weiteren stehen Ansprüche auf Schmerzensgeld im Raum, da mehreren Anwohnern durch die hässlich wiehernde Lache die Trommelfelle geplatzt sind. Denkbar wären Verurteilungen zu gemeinnütziger Arbeit bis hin zu Freiheitsentzug mit anschließender Sicherungsverwahrung, aber das ist rein spekulativ.

THE STRANGER TIMES erschien in der Übersetzung von André Mumot im Eichborn Verlag, dem ich herzlichst für das Rezensionsexemplar danke. Mit einem Klick aufs Coverbild gelangt Ihr zur Verlagsseite, wo Ihr Informationen über Buch und Autor, sowie eine Leseprobe findet.

Und noch eine kleine Bitte: Kauft Bücher in Euren Buchhandlungen vor Ort. Die Online-Riesen sind schon satt genug und Eure Innenstädte werden es Euch danken.

2 Gedanken zu “C. K. McDonnell | THE STRANGER TIMES

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