D 2022 | 320 Seiten
Pendragon
ISBN: 978-3-86532-781-9
Lässt dich ja bitten wie ’ne Jungfrau.
(Seite 5)
Vor gut einem Jahr erschien der Roman KRONSNEST, eine Geschichte, die in den späten 1920er Jahren in der Elbmarsch nordwestlich von Hamburg spielt und von Hannes erzählt, einem Jugendlichen, der zwischen seinem brutalen Vater, wirtschaftlicher Not und dem aufkeimenden Nationalismus sein Leben zu meistern versucht. Nun hat der Autor Florian Knöppler diese Geschichte mit HABICHTLAND fortgesetzt und führt uns die ersten Jahre des Zweiten Weltkrieges.
Hannes ist zum Manne gereift, verheiratet und Vater zweier Kinder. Mit dem Bauernhof läuft es schleppend, aber er beklagt sich nicht. Der Krieg ist weit weg und aus der Politik hält sich Hannes seit jeher raus, dennoch ist er mit der gegenwärtigen Weltlage nicht einverstanden. Das behält er aber schön für sich, denn alle großen Posten im Umland sind von Nazis besetzt, die auf dissidente Meinungen nur so lauern, und er will sich und seine Familie nicht ins Unglück stürzen. Seiner Frau Lisa fällt es dagegen nicht so leicht, den Mund zu halten. Immer wieder rutschen ihr kritische Sätze heraus, die das Paar ins Visier der Obrigkeit schieben. Durch die unterschiedliche Handhabe mit der gleichen Meinung bekommt die Ehe langsam ernstzunehmende Risse. Sicherheiten erhofft sich Hannes, als er das Angebot annimmt, der Stellvertreter des Ortsbauernführers zu werden – aber damit reicht er dem Feind die Hand.
Doch das sind nicht die einzigen Probleme, mit denen Hannes zu kämpfen hat. Sein Sohn Niklas entwickelt sich zu einem miesen Raufbold, das Nazi-Regime zieht permanent junge Männer zum Kriegsdienst ab, Gerüchte über ein Euthanasie-Programm bringen die behinderten Kinder eines befreundeten Bauern in Gefahr und er lässt sich dazu überreden, einen polnischen Gastarbeiter auf der Flucht bei sich zu Hause zu verstecken. Das sind wirklich viele kleine Feuer, die in Windeseile zu Waldbränden heranwachsen können. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, taucht auch noch Hannes‘ Jugendfreundin Mara wieder auf, und mit ihr längst vergessene Gefühle, die Hannes schon begraben geglaubt hatte.
Es sind große Themen, die der Autor in HABICHTLAND beackert: Wie verhalte ich mich gerecht in einer ungerechten Welt? Wenn ich nicht Nein sage, sage ich dann Ja? Und was ist mit der Kunst: Darf ich die Schönheit feiern, wenn anderswo Menschen sterben? Was ich an Knöpplers Prosa sehr mag, ist die Unaufgeregtheit der Sätze, die Wortkargheit seiner Charaktere. Es passiert viel in seinen Büchern, die nahenden Katastrophen sind jederzeit spürbar, dennoch bleibt Knöppler ruhig und zielgerichtet. Er rutscht nicht in irgendeine künstliche Spannung, denn das würde weder zu den Figuren noch zum ländlichen Norden passen. Mit seiner ruhigen Sprache – die mir in KRONSNEST schon angenehm und passend auffiel – beweist Florian Knöppler erneut, dass deutsche Historie literarisch nicht nur in den großen Metropolen oder in Kriegsgebieten spielen muss. Ein Bauernhof an der Elbe macht’s auch.
Sehr lesenswert!
HABICHTLAND erschien im Verlag Pendragon. Ich danke dem Autor für das Rezensionsexemplar. Mit einem Klick aufs Coverbild kommt Ihr zur Verlagsseite, wo Ihr Informationen über Buch und Autor, sowie eine Leseprobe findet.
Und noch eine kleine Bitte: Kauft Bücher in Euren Buchhandlungen vor Ort. Die Online-Riesen sind schon satt genug und Eure Innenstädte werden es Euch danken.
Vielen Dank für diese interessante Präsentation der Bücher von Florian Knöppler:)
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Sehr gern, es ist mir eine Freude!
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Denke das wird die Lektüre für den Sommerurlaub. Vorfreude ist geweckt!
Vielen Dank für die bildhafte Rezension (die mir heute sehr charmant vorgelesen wurde).
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Die Rezension wurde Dir vorgelesen? Das ist ja schön! 👍 Viel Spaß mit dem Buch!
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Hallo,
dann freue ich mich auf die Lektüre – das wartet hier nämlich schon. „Kronsnest“ hatte mir sehr gut gefallen, meine Erwartungen sind also hoch!
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Dürfen sie sein, Du wirst nicht enttäuscht werden. LG
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