CDN 2018 | 224 Seiten
OT: »Moon of the Crusted Snow«
Aus dem kanadischen Englisch von Thomas Brückner
Verlag Klaus Wagenbach
ISBN: 978-3-8031-2842-3
Ein Knall rollte durch diese Landschaft hoch im Norden, ein flüchtiger Augenblick der Unrast in der stillen Nachmittagsluft.
(Seite 9)
Evan lebt mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern in einem Reservat im Norden Kanadas. Die Familie gehört dem indigenen Volk der Anishinaabe an, das von der kanadischen Regierung vor Jahrzehnten schon aus ihren herkömmlichen Stammesgebieten bei den Großen Seen in die polaren Regionen vertrieben wurde. Die Winter dauern hier doppelt so lang, die Temperaturen sinken in bedrohliche Tiefen und die Sonne verschwindet für Wochen hinter dem Horizont.
Die Gemeinschaft hat sich an das Leben im Reservat gewöhnt und lebt im Einklang mit der Natur und dem Rückhalt von Glaube und Tradition ein relativ unbeschwertes Leben. Doch in diesem Winter gerät das Reservat an seine Grenzen. Selbst für die polaren Breiten ist es sehr früh im Jahr schon ungewöhnlich kalt, sowohl der Strom und als auch das Netz fallen plötzlich aus und aus den südlich gelegenen Verwaltungsstädten kommt keinerlei Erklärung, was passiert ist und wie es weitergehen soll — das Reservat ist von jetzt auf gleich vom Rest der Welt abgeschnitten. Die Lebensmittel werden knapp, das Feuerholz schwindet und der schwerste Winter seit Jahren kriecht in alle Häuser. Spätestens nach dem Fund der ersten tiefgefrorenen Leiche ist allen klar, wie ernst die Lage ist. Und zu allem Übel taucht auch noch ein Fremder im Reservat auf, der mit demagogischen Tricks die Gemeinschaft spaltet.
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