Víctor Català | EIN FILM (3000 METER)

E 1926 | 460 Seiten | 29,80 Euro
OT: »Un Film (3000 metres)«
Aus dem Katalanischen von Petra Zickmann
Kupido Verlag
ISBN: 978-3-96675-270-1

Sei mir gegrüßt, liebe Leserin, lieber Leser!

(Seite 9)

Es gibt manchmal Bücher, bei denen der Funke, der da mit Sicherheit irgendwo im Text lauert, einfach nicht überspringt. Für mich ist EIN FILM (3000 METER) ein solches Buch. Vor der Lektüre war ich wahnsinnig neugierig, was für ein Meisterwerk da wohl nach so vielen Jahren für das deutsche Publikum entdeckt worden war. Allein die Vita der Autorin – Víctor Català ist das männliche Pseudonym der Katalanin Caterina Albert i Paradís – las sich schon spannend. Und als es hieß, der Roman bediene sich cineastischen Stilmitteln in Form von Prosa, war es um mich geschehen. Doch der Reihe nach; worum geht es:

Der junge Nonat wächst elternlos in einem heruntergekommenen Waisenhaus auf, ist sich aber sicher, Spross einer reichen Familie und somit für Höheres bestimmt zu sein. Er macht eine Lehre zum Schlosser und zieht von der tristen Provinz ins schillernde Barcelona, wo er sich wie ein Adliger benimmt, ein eitler Pfau, der überall hochstapelt, in Wahrheit aber über kaum etwas verfügt, was seine großen Töne, die er fröhlich spuckt, untermauern könnte. Damit sich das ändert, lässt er sich auf krumme Geschäfte ein und gerät nach und nach auf eine gänzlich schiefe Bahn. Seine Gefallsucht und sein oft und wild auflodernder Jähzorn hindern ihn aber daran, einfach aufzugeben und das einfache Leben anzunehmen, das ihm das Schicksal zugeschrieben hat.


Eigentlich ist EIN FILM (3000 METER) ein gut lesbarer und durchaus auch spannender Entwicklungsroman. Die Geschichte hat ein gutes Tempo, das über die Länge von 460 Seiten auch gehalten wird, und taucht tief in die Psyche der Hauptfigur ein. Aufgrund der Tatsache, dass der Roman fast hundert Jahre auf dem Buckel hat, würde ich auch unterschreiben, dass die finsteren Themen und das zwielichtige Setting 1926 wirklich sehr modern gewirkt haben müssen, vielleicht sogar ihrer Zeit voraus waren. Die große Frage, die ich mir beim Lesen aber stellte, war: Warum heißt das Buch EIN FILM? Warum ist das die große Besonderheit bei diesem Buch? Ich hab’s einfach nicht gerafft. Die Geschichte ist ganz normal heruntergeschrieben, genau wie Hunderte vor ihr und Zigtausende nach ihr, da ist einfach nichts Besonderes dran. Ich konnte keinerlei filmische Stilmittel in der Prosa entdecken… wie auch immer die ausgesehen hätten. Sicherlich steckte das Medium Film 1926 selbst noch in den Kinderschuhen und vielleicht hat Català Tricks benutzt, die hundert Jahre später selbst eingefleischten Cineasten nichts mehr sagen, aber das ist dann ja auch in keiner Weise mehr relevant. Die Zeiten, in denen dieser Roman irgendeinen Mehrwert hatte, sind längst vorbei.

Ich bin mir sicher, dass das Buch hier und da auf Interesse stoßen wird und das geht auch völlig in Ordnung. Wie geschrieben: Die Geschichte ist gar nicht schlecht, ich war nur die ganze Zeit auf der Suche nach den ominösen filmischen Tricks und je länger ich nicht fündig wurde, desto uninteressanter wurde das Buch für mich. Schade!


EIN FILM (3000 Meter) erschien im Kupido Verlag, dem ich herzlichst für das Rezensionsexemplar danke. Mit einem Klick auf das Coverbild gelangt Ihr zur Verlagsseite, wo Ihr Informationen über Buch und Autorin findet.

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