D 2010 | 203 Seiten
Suhrkamp Verlag
ISBN: 978-3-518-42174-1
Das Zimmer meines Onkels J. liegt im ersten Stock links zur Uhlandstraße hin, direkt gegenüber dem Badezimmer, das mein Onkel wahrscheinlich gar nicht benutzen durfte. (Seite 7)
INHALT: Das idyllische Bad Nauheim in der Wetterau, ein paar Kilometer nördlich von Frankfurt am Main, ist 1969 ein verschlafenes Nest und J., der Onkel des Ich-Erzählers, ein verschlafener Zeitgenosse. Seine schwierige Geburt ließ ihn »mit einem Bein im Paradies stehen« und so irrt er als 39-jähriges Kind staunend durch eine Welt die stark im Wandel begriffen ist. Autos für jedermann, Menschen auf dem Mond – alles kaum zu fassen, besonders mit einem so geringen Fassungsvermögen.
Wir lernen Onkel J. bei einem ganz gewöhnlichen Tagesablauf kennen, pendeln mit ihm zur Arbeit nach Frankfurt, beobachten ihn bei den Frauen im Rotlichtviertel, begleiten ihn auf seinen nachmittäglichen Botengängen für die Familie und später dann auf dem Weg zu seiner Stammwirtschaft, wo er sich für den harten Tag belohnen darf, und erkennen: Onkel J. ist ein Idiot, ein soziales Opfer mit fragwürdigen Vorlieben und gefährlichem Hang zur Unterwerfung (was sein komplettes Umfeld auch ausnutzt). Aber er ist auch wunderbar unschuldig, will einfach nur ein wenig Anerkennung und geht in seiner Einfalt den steinigen Weg immer und immer weiter.Weiterlesen »