Mein Lesejahr 2016

Wohin man auch schaut – überall Rückblicke. Total nervig und völlig überflüssig! Also mach ich auch einen, logisch. Das habt Ihr nun davon!

RÜCKBLICK: In diesem Jahr habe ich vierzig Bücher gelesen, wobei nicht alle Einzug in meinen Blog gehalten haben. (Zum Beispiel war ich nach der Lektüre von Paul Hardings TINKERS so ratlos, dass mir nicht einmal ein Verriss einfallen wollte.) Es waren auch ein paar Erzählbände dabei, die ich nach und nach über einen längeren Zeitraum gelesen habe; eine abschließende Rezension gestaltet sich dann eher schwierig. Besonders gefallen haben mir die Stories von B.J. Novak (CORNFLAKES MIT JOHNNY DEPP, erschienen bei Blumenbar) und Joshua Cohen (VIER NEUE NACHRICHTEN, erschienen bei Schöffling). Mit insgesamt rund 13.500 Seiten war es ein für meine Verhältnisse durchaus erfolgreiches Jahr.

Am meisten gefreut habe ich mich im Vorfeld auf die neuen Romane von John Irving und Jonathan Safran Foer, wobei Irvings STRASSE DER WUNDER leider auch die Enttäuschung des Jahres geworden ist. Auch jetzt, Monate nach der letzten Seite, denke ich noch voller Pein an diesen Schinken zurück, der mir wirklich körperliche Schmerzen bereitet hat. Aber lassen wir das – der Großteil der Bücher waren 4- und 5-Sterne-Romane, die 2016 zu einem angenehmen Lesejahr gemacht haben.

Die Entdeckung des Jahres ist für mich ganz klar Donald Antrim, dessen Romane nach langen Jahren endlich beim deutschen Publikum angekommen sind. Mein 2016 hat mit Antrim begonnen und auch geendet und ich freue mich auf jede noch kommende Veröffentlichung.

Bei meiner dbp-Shortlist-Challenge konnte ich 2016 die Jahrgänge 2008 und 2009 abhaken, die mir, bis auf ein paar Ausnahmen, auch alle 4 bis 5 Sterne wert waren. Besonders in Erinnerung bleiben werden mir die Romane von Sherko Fatah (DAS DUNKLE SCHIFF) und Stephan Thome (GRENZGANG). Zwei Titel kannte ich schon (Rolf Lapperts NACH HAUSE SCHWIMMEN und Herta Müllers ATEMSCHAUKEL), die Re-Reads waren aber nicht unangenehm, im Falle Lapperts habe ich die erneute Lektüre sogar sehr genossen.

Die größte Bereicherung in diesem Jahr aber hat mir die Programmleiterin des Literaturhauses Rostock beschert, die mich nach den Lesungen oft (in einer etwas privateren Runde) mit den Autoren und Autorinnen bekannt macht. Ich werde dann als »Der Rostocker Buchblogger« vorgestellt (es gibt anscheinend nicht so viele in unserer schönen Hansestadt), was mich immer ein bisschen erröten lässt, aufgeregt wie ich bin. (Wie gut, dass es nebenan im Café Marat nicht ganz so hell ist.) Ein Schnack mit Saša Stanišic, ein Bier mit Akos Doma, Bussi mit Teresa Präauer, High-Five mit Clemens Meyer – für diese wundervollen Abende, für diese überaus interessanten Gespräche (nicht nur über Literatur) möchte ich an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön aussprechen. Ich weiß, dass es für jemanden wie mich, der beruflich nichts mit Literatur zu tun hat, nicht alltäglich ist, solche Bekanntschaften zu machen. Umso mehr weiß ich diese Abende zu schätzen. Ulrika, ich danke Dir!

VORBLICK: Ganz ungeduldig erwarte ich die neuen Romane von Paul Auster (4 3 2 1, erscheint bei Rowohlt) und Karl-Ove Knausgård (KÄMPFEN, erscheint bei Luchterhand). Auch wenn ich von Knausgårds Kampf erst einen Band gelesen habe – der Mann hat eine unglaubliche Aura und seine Bücher üben eine starke Anziehungskraft auf mich aus. Hier werde ich nächstes Jahr auf jeden Fall noch tiefer einsteigen. Des Weiteren erscheint im März ein Erzählungsband von Clemens Meyer (DIE STILLEN TRABANTEN, erscheint bei Fischer) auf die ich mich sehr freue.

Ansonsten möchte ich mich noch mehr mit Joshua Cohen beschäftigen, dessen Romane in den nächsten Jahren nach und nach bei Schöffling erscheinen. Dieser junge Autor scheint mir sehr vielversprechend. Und vielleicht springe ich noch auf den Ferrante-Zug auf. Bei solchen Hypes bin ich immer vorsichtig, aber ich habe schon so viel Gutes gehört und das Interesse ist schon lange geweckt … ich denke, ich werde mir mal ein Bild machen.

Sämtliche dbp-Shortlist-Titel stehen zur Abarbeitung bereit, dafür gibt es bei mir ein Extra-Abteil im Bücherregal. Nächstes Jahr nehme ich mir die Jahrgänge 2010 bis 2012 vor, das sind achtzehn Romane mit rund 7.500 Seiten … naja, mal sehen wie weit ich komme. Sehr gespannt bin ich auf RABENLIEBE von Peter Wawerzinek (Ehrensache für einen Rostocker) und Clemens J. Setz‘ INDIGO.

Zu den Büchern, die ich dieses Jahr verpasst habe und deren Lektüre ich 2017 unbedingt nachholen muss, gehören unter anderem David Mitchells DIE KNOCHENUHREN, Rachel Cusks OUTLINE und Benedict Wells‘ VOM ENDE DER EINSAMKEIT (das Lieblingsbuch meiner Frau). Alle stehen sie im Regal und schauen mich vorwurfsvoll an. Wer kennt sie nicht, diese traurigen Blicke vom Bücherregal? Als ob man sie betrogen und hintergangen hat. Und man kann dann nur sagen: »Bald. Bald kommt auch Ihr an die Reihe.« Aber wie oft sind das nur leere Versprechungen? Es ist nicht leicht; man kann sie nicht alle glücklich machen…

Wie dem auch sei: Ich wünsche Euch allen ein wundervolles Jahr 2017 mit vielen guten Büchern und tollen Lesemomenten. Danke, dass Ihr meinen Blog lest! Ich weiß das zu schätzen.

Beste Grüße!
Euer Bookster aus Rostock

4 Gedanken zu “Mein Lesejahr 2016

  1. Dank deines Literaturblogs konnte ich Donald Antrim kennenlernen insofern eine wirkliche Bereicherung. Ich schätze deinen Blog unter anderem, für seine ruhigen, eindrücklichen und fundierten Besprechungen. Danke dafür und ein gutes 2017. Herzliche Grüße.

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  2. Ich freue mich auch sehr auf Pul Austers neuen Roman, zumal ich auch im März zu einer Lesung mit ihm gehen werde. Das Lesejahr 2017 wird spannend!
    Ich wünsche dir auch viele tolle Lektüreerlebnisse, aber noch mehr Glück und Gesundheit!

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