Thomas Pynchon | BLEEDING EDGE

USA 2013 | 605 Seiten

Ich habe wirklich aufmerksam gelesen, habe über zwanzig A5-Seiten in meinem Pynchon-Notizbuch (das ich seit Jahren bei jeder Pynchon-Lektüre führe) vollgeschrieben, habe mir alles nochmal durchgelesen … dennoch ist jeder Versuch einer Inhaltsangabe zum Scheitern verurteilt. Wie immer. Ein Pynchon-Plot ist einfach nicht auf einen Nenner runterzurechnen.

INHALT: Die Geschichte erstreckt sich vom Frühjahr 2001 bis ins Folgejahr und ist in New York City angesiedelt. Die Anschläge auf das World Trade Centre sind also Dreh- und Angelpunkt. Maxine Tarnow ist Ermittlerin für Wirtschaftsbetrug und hat seit dem Platzen der Dotcom-Blase alle Hände voll zu tun. Besonders die Firma HASHSLINGRZ und ihr obskurer Chef Gabriel Ice sind ganz tief in undurchsichtige Geldgeschäfte verwickelt. Je tiefer Maxine in die Machenschaften eindringt, desto klarer wird ihr, dass es Ice nicht nur ums liebe Geld geht: Der Mann hat auch politisch und international großen Einfluss. Als schließlich die Zwillingstürme einstürzen, führen alle Spuren zu Gabriel Ice. Mit einem bunten Haufen aus IT-Nerds und Friedensaktivisten nimmt Maxine den Kampf auf.

FORM: Alles, was einen waschechten Pynchon-Roman ausmacht, ist auch hier wieder vertreten: Dutzende verrückte Charaktere, witzige Dialoge, Insider-Gags ohne Ende (wahrscheinlich habe ich nicht mal die Hälfte verstanden), und auch gesungen wird natürlich. Hinzu kommt eine überbordende Beschreibungslust und der gewohnt zahllose Haken schlagende Plot.

FAZIT: Ich fühle mich nach einem Pynchon-Roman immer leer und ausgelaugt, fix und fertig, wie nach einem anstrengenden Crosslauf. Aber wenn ein paar Monate der Rekonvaleszenz vergangen sind, muss ich wieder los, mich martern lassen und rufen: »Bitte, Thomas, hier bin ich Unwürdiger, mach mich fertig!« … Und er tut es, immer und immer wieder … fünf Sterne!

6 Gedanken zu “Thomas Pynchon | BLEEDING EDGE

  1. Dieses Fazit! Nach jedem Pynchon geht es mir genauso, Bleeding Edge steht mir noch bevor, ich hänge immer etwas zurück, was die aktuellen Bücher angeht.
    Gratuliere übrigens zu deinem Klasseblog. Alles gut und treffend und nicht so bierernst auf den Punkt gebracht. Mir gelingt das leider nie.
    Nebenbei: ist an meinem Browser was nicht in Ordnung oder möchtest du keinen Follow-Button, was ja auch sein kann. Ich fand keine Möglichkeit. Werde aber auch so gerne immer wieder vorbeischauen.
    Beste Grüße
    Herbert

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