Sasa Stanisic | VOR DEM FEST

D 2014 | 320 Seiten

Perfekt! Genau so muss moderne Literatur aussehen. VOR DEM FEST hat dieses Jahr den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen, und nach einer Leseprobe bei Amazon war ich schon hin und weg. Gekauft, gelesen, beeindruckt.

INHALT: Das kleine Städtchen Fürstenfelde in der Uckermark feiert morgen das alljährliche Annenfest. Erzählt wird, wie die Bewohner die Nacht vor dem Fest verbringen. Herr Schramm zum Beispiel, der seines Lebens müde ist und vor seinem geplanten Abgang nur noch eine rauchen will, aber nicht dazu kommt. Oder die traurige Frau Schwermuth, die das Stadtarchiv auswendig kennt, aber kaum ihren Sohn. Oder Frau Kranz, die alle Winkel des Ortes schonmal gemalt hat, am Nachtbild aber scheitert. Oder Herr Dietz, früher bei der Stasi, heute Edelhuhnzüchter. Oder Johann, der morgen seine Glöcknerprüfung hat, aber die Glocken sind weg. Oder die Dorfprollos Lada und Suzi. Oder Anna, die asthmakranke Joggerin. Oder…

FORM: Der Roman ist zum größten Teil in der Wir-Form geschrieben, quasi ein kollektives Dorfbewusstsein, das die Bewohner und ihr Leben und ihre Taten beobachtet. Zwischendurch gibt es Sagen, Märchen und Begebenheiten aus 500 Jahren Dorfgeschichte. Nach und nach schleichen sich auch einige historische Gestalten (oder ihre Reinkarnationen) in die heutige Zeit. Ein paar Kapitel sind auch einer Fuchsdame gewidmet, die auf der Suche nach Nahrung für ihre Jungen ihr Leben riskiert. Alles trifft sich irgendwo, alle haben miteinander zu tun irgendwie, alles hängt zusammen, nicht nur die Leute, auch die Zeiten.

FAZIT: Poetisch, innovativ und großartig geschrieben – fünf Sterne!

4 Gedanken zu “Sasa Stanisic | VOR DEM FEST

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